Meine Pläne, drei Wochen lang alleine als Backpackerin durch Marokko zu reisen und dort Couchsurfing zu machen, haben bei meiner Familie und Freunden heftige Reaktionen ausgelöst:
“Was, alleine nach Marokko? Da wirst du als Blondine bestimmt dauernd von Männern belästigt!”
“In Marokko couchsurfen, ist das nicht total gefährlich? Die nutzen das doch sicher nur, um Frauen kennenzulernen.”
Diese Kommentare hatten mich ehrlich gesagt sehr ins Grübeln gebracht, denn immerhin handelte es sich um meine erste Reise in ein muslimisches Land.
Glücklicherweise hatte ich mich von den kritischen Stimmen nicht abbringen lassen, denn ich zähle meinen Marokko-Trip von 2013 zu einer der schönsten und aufschlussreichsten Reisen meines Lebens.
Meine komplette Marokko-Route und Reisetipps findest Du übrigens hier:
→ Reiseroute Marokko: Quer durch das Land von Marrakesch nach Spanien
Ich habe mich sogar so sehr in das Land und die Kultur verliebt, dass ich mittlerweile zahlreiche weiteren Solo-Reisen in den Orient unternommen habe (Türkei, Iran, Zentralasien) und im Januar 2018 ein zweites Mal nach Marokko gefahren bin. Da sich in den letzten 5 Jahren für Alleinreisende einiges zum Positiven verändert hat, habe ich den Artikel dementsprechend angepasst.
Alleine als Frau in Marokko reisen: So war es wirklich!
Ich empfand den Großteil der Marokkaner – Männer wie Frauen – als respektvoll, beschützend, hilfsbereit und extrem gastfreundlich.
Ich wurde mehrmals täglich von Männern (und gelegentlich von Frauen) auf der Straße angesprochen und auf Minztee eingeladen. Ohne Erwartungen oder anzügliche Bemerkungen – einfach nur, um über Gott und die Welt zu sprechen.
Die meisten waren neugierig warum ich alleine reise, wollten etwas über das Leben in Europa erfahren oder wissen, was wir über Muslime denken.
Man sollte als Tourist im Hinterkopf behalten, dass der Großteil der Marokkaner niemals ihr Land verlassen kann, da ein EU-Visum nur Gutverdienern vorbehalten ist und Marokkos Landgrenzen weitgehend geschlossen sind.
Deswegen ist es in weniger touristischen Gegenden umso verständlicher, dass die Einheimischen gern Kontakt zu Ausländern suchen – übervorsichtiges Misstrauen ist also oft unnötig.
Couchsurfing und AirBnB in Marokko
Couchsurfing in Marokko war eine der prägendsten Erfahrungen in meinem Leben. Ich war absolut überwältigt und gerührt von der Großzügigkeit und Herzlichkeit meiner Gastgeber und derer Familien. Ich wurde wie eine Tochter behandelt, ganz selbstverständlich zum Familienessen eingeladen und mit Tajines und Couscous gefüttert bis ich fast platzte.
Ein ähnliches Schlüsselerlebnis war auch meine Erfahrung beim Couchsurfing im Iran auf einer späteren Reise. Ganz ehrlich: Wer noch nie in seinem Leben die orientalische Gastfreundschaft erlebt hat, hat etwas verpasst!
Mittlerweile ist AirBnB in Marokko sehr verbreitet. So hast so mittlerweile ganz unkompliziert die Chance, marokkanische Gastfreundschaft hautnah zu erleben.
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Natürlich gab es nicht nur rosarote Momente.
Nachts können die Straßen unheimlich werden, ich hatte Probleme mit “falschen Guides” und das Chaos in den Altstädten kann einem manchmal den Nerv rauben.
Eine Sache, die Dir als alleinreisende Frau passieren kann: in manchen Situationen wirst Du fast nur von Männern umgeben sein, sei es im Café oder am Busbahnhof. Lass Dich davon nicht einschüchtern!
Damit Du auf Deiner Marokkoreise unangenehme Situationen vermeiden kannst, lege ich Dir deswegen die folgenden neun Tipps ans Herz:
Tipps für Frauen in Marokko
Mach Dich nicht verrückt!
Man sollte als Frau nicht völlig unvorbereitet nach Marokko reisen, aber genauso wenig muss man sich verrückt machen vor Angst, etwas falsch zu machen.
Marokko ist touristisch sehr gut erschlossenes und gilt als eines der liberalsten arabischen Länder. Niemand erwartet von Dir, dass Du als Ausländerin alle Verhaltensregeln perfekt beherrscht!
Marokkaner sind in dieser Hinsicht nachsichtig, also sollte Dir ein Fauxpas passieren – makayn muschkil (kein Problem)!
Zur Vorbereitung auf Deine Reise empfehle ich Dir wärmstens den Lonely Planet Reiseführer Marokko! Dort kannst Du Dich gründlich über Sehenswürdigkeiten, Geschichte, Transportmöglichkeiten, und vor allem auch Sitten und Gebräuche informieren. Für alleinreisende Frauen gibt es ebenfalls extra Tipps.
Um die marokkanische Kultur noch besser zu verstehen, empfehle ich außerdem das Buch Kulturschock Marokko vom augezeichneten Know-How Verlag.
Kleide Dich angemessen
Knielange Hosen und die Schultern und das Dekolleté bedeckt, das sollte das Mindeste sein.
Leider sieht man besonders in Marrakesch einige Touristinnen in Hotpants und Spaghettitops. Sorry Mädels, aber die Hitze ist keine Ausrede! Ältere Marokkanerinnen tragen auch bei 40°C ihre knöchellange Kutte und Kopftuch.
Reise am besten im Winter nach Marokko – von November bis Februar hat es tagsüber angenehme 5-20 Grad, je nach Region.
Auf dem Land ist die Kleidervorschrift nochmal strenger: hier sollte man das Bein und den Halsbereich komplett bedecken. Das Oberteil, das ich auf dem oberen Bild trage, wurde mir zum Beispiel von meinem Couchsurfing-Host in Tafraoute “verboten” 😉
Falls Du die ältere Version dieses Artikels kennst, wirst Du Dich vielleicht erinnern, dass ich dort riet, manchmal ein Kopftuch anzulegen, “um nicht zu sehr mit blonden Haaren aufzufallen”. Dieser Ratschlag kommt mir nun 5 Jahre später völlig absurd vor 😉
Vorsicht mit “Faux Guides”
Einige Marokkaner versuchen sich an Touristen zu bereichern, indem ihnen scheinbar freundschaftlich eine Führung durch das Stadtviertel, oder Hilfe beim Finden des Weges oder Hotels anbieten. Am Ende bittet der faux guide (falsche Führer) jedoch um ein Honorar.
Besonders in Fez hatte ich damit negative Erfahrungen. Als ich bemerkte, dass der Typ für seine angebliche “Free Tour” durch das jüdische Viertel ein heftiges Trinkgeld erwartet, warnte ich ihn vor, dass ich nur umgerechnet 10 Euro bei mir habe. Als ich ihm am Schluss nicht die von ihm verlangten 20 Euro zahlen konnte/wollte, beschimpfte und bedrohte er mich.
Wenn Du also die Einladung für eine “kostenlose Stadtführung” annimmst, oder ein Einheimischer Dir den Weg zeigt, dann sei Dir bewusst, dass Du am Schluss um Geld gebeten wirst. Handle das Honorar vorher aus, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden.
Lerne wichtige Phrasen auf Arabisch
Amtssprache in Marokko ist Hocharabisch. Umgangsprache ist jedoch das Marokkanische Arabisch (Darija), ein Dialekt, der für viele Araber nur schwer zu verstehen ist. Die Marokkaner sind sozusagen die Schweizer unter den Arabern 😉
Obwohl Marokko bereits seit 1956 von Frankreich unabhängig ist, wird Französisch von gebildeten Marokkanern noch immer wie eine zweite Muttersprache beherrscht. Französisch-Kenntnisse sind also für eine Marokko-Reise extrem nützlich!
In Nordmarokko ist wiederum Spanisch die meist-verstandene Fremdsprache. Und als ob das nicht genug wäre, ist die eigentliche Muttersprache von etwa 50% der Marokkaner Berberisch (Tamazigh), sozusagen die Sprache der Ureinwohner Nordafrikas.
Es lohnt sich immens, Dir ein paar Phrasen in marokkanischem Arabisch anzueignen, um auch mit einfachen Leuten kommunizieren zu können und Sympathiepunkte bei den Einheimischen zu sammeln. Ich habe mir dazu vor Ort diesen fantastischen französischen Sprachführer* zugelegt und zusätzlich diese Wörterliste gepaukt. Hier ein paar nette Phrasen:
salam = Hallo
bislama = Tschüss
lä bäs? = Wie geht’s?
(lä) schukran = (nein) danke
schwaye = ein bisschen
mziän; zuiin = schön
mziän bzaf = sehr schön
smäh liyä = Verzeihen Sie
schuf = Schau!
atäy = Minztee
mä ‘arefsch = Ich weiß nicht
mä f-hemtisch = Ich habe nicht verstanden
saafi! = Genug! Das reicht!
sbah alcher = Guten Morgen
tisbah ‘ala cher = Gute Nacht
barak allahu fiikum = Gott segne Sie – wird manchmal zum Abschied gesagt
fiin (al-mahatta)? = Wo ist (der Bahnhof)?
Benutze die Busse vom CTM oder Supratours
Busse sind in Marokko das günstigste und am besten vernetzte Fortbewegungsmittel. Benutze dabei wann immer möglich die Busse der Firma CTM, oder noch besser, Supratours.
Zwar sind andere Busunternehmen oft um die Hälfte billiger (falls Du nicht beim Preis abgezockt reingelegt wirst), aber Du kannst Dir sicher sein, in einem sauberen und modernen Bus mit festem Zeitplan zu fahren – nicht einer Blechkiste, deren Fahrer seit einer Stunde verspricht, dass er in 5 Minuten losfährt.
Züge habe ich selbst nur einmal benutzt, und kann sie aufgrund von Verspätungen nicht unbedingt empfehlen. Für lange Strecken sind sie aber sicher eine gute Alternative zum Bus, z.B. von Tanger nach Marrakesch.
Zurückhaltung im Körperkontakt mit Männern
Zwischen Männern und Frauen ist in der Öffentlichkeit der einzig erlaubte Körperkontakt Händeschütteln – der Impuls sollte dabei vom Mann ausgehen. Tu es deinem Gegenüber gleich und lege nach dem Händedruck die Hand auf Dein Herz – eine schöne Geste, die Respekt und Freundschaft ausdrückt!
Besonders bei meiner zweiten Reise nach Marokko fiel mir auf, dass manche Männer dachten, es sei in Ordnung, mir als Westlerin beim lustigen Herumschäkern hin und wieder eine Hand auf den Rücken oder Oberschenkel zu legen. Hier würde ich eine klare Grenze setzen.
Lass Dich nicht stressen
Durch das Labyrinth der Märkte (souqs) in Marrakesch oder Fez zu maneuvriern ist eine Herausforderung: Menschenmengen drängen von allen Seiten, fliegende Händler schubsen Dich mit ihren Karren zur Seite, dazwischen versuchen sich Mopeds und Esel ihren Weg zu bahnen.
Dazu kommen die hypnotisierenden Gebetsgesänge und die Rufe der Händler, die Dir als Touristin natürlich in besonderem Maße zuteil werden. Das kann manchmal zu viel werden!
Wenn Dich die Eindrücke überwältigen, dann zieh dich für ein paar Minuten in einen ruhigeren Laden oder Café zurück und atme tief durch!
Bleib freundlich zu den Händlern, auch wenn Du zum hundertsten Mal gefragt wirst ob du einen Schal kaufen willst – zickig und genervt zu sein kommt in Marokko nicht gut an.
Kümmere Dich im Voraus um die Unterkunft
Ich habe leider mehr als einmal den Fehler gemacht, ohne Reservierung abends an einem neuen Ort anzukommen. In gut entwickelten Backpacking-Ländern ist sowas kein Problem, aber in Marokko war das eher unangenehm, weil es an untouristischen Orten nur wenige Unterkünfte gibt, oder es im Dunkeln nochmal schwieriger und unheimlicher ist, diese in den verwinkelten Altstädten zu finden. Dann musst Du Dich wohl oder übel von einem faux guide gegen Trinkgeld zu einem Hotel bringen lassen müssen.
Vermeide es, nachts alleine rauszugehen
Es ratsam, nach Einbruch der Dunkelheit im Ho(s)tel zu bleiben. Zum einen ist bei konservativen Marokkanern die Ansicht verbreitet, dass “gute Frauen” nachts nichts mehr ausser Haus zu suchen haben.
Zum anderen leeren sich die Straßen nach dem letzten Gebetsruf (ca. 20h) ziemlich schnell und Du wirst eher unangenehmen Gestalten konfrontiert, wie Obdachlosen und Drogendealern – der Norden Marokkos ist eines der weltweit größten Anbaugebiete für Haschisch (kif)!
Zum Weiterlesen:
Meine Reiseroute für 3 Wochen Marokko: Quer durch das Land von Marrakesch nach Spanien
8 Reisebloggerinnen verraten ihre Highlights und Tipps für eine Reise in Marokko
Wie waren Deine Erfahrungen in Marokko? Hast Du vor, nach Marokko zu reisen und noch Fragen? Lass es mich in den Kommentaren wissen!
In der Serie “Allein Reisen als Frau in …” teile ich mit Dir meine persönlichen Erfahrungen als Solo-Backpackerin in verschiedenen Ländern. Welche Tipps kann ich Dir geben und was solltest Du als Frau in diesem Land beachten?
Teil 1: Allein Reisen als Frau in Marokko
Teil 2: Allein Reisen als Frau im Balkan
Teil 3: Allein Reisen als Frau in Istanbul
Teil 4: Allein Reisen als Frau im Iran [coming soon]
Teil 5: Allein Reisen als Frau in Indien