Zwischenstopps sind eine tolle Möglichkeit, um Orte kennenzulernen, an die es einen sonst vielleicht nie hin verschlagen würde. So hatte ich auf dem Weg von Vietnam nach Japan einen mehrtägigen Zwischenstopp in Incheon, wo sich der größte internationale Airport Südkoreas befindet.
Früher konnte ich ehrlich gesagt nicht viel mit Südkorea verbinden – außer vielleicht Kimchi und K-Pop. Nach der Stippvisite muss ich sagen, dass mich das Land wirklich positiv überrascht hat: Südkorea ist futuristisch und setzt Trends, ohne seine Wurzeln zu vergessen, und ist obendrein landschaftlich wunderschön. Jetzt könnte mir definitiv vorstellen, einmal einen Urlaub in Südkorea zu verbringen und das Land in seiner Gänze zu bereisen.
4 IDEEN FÜR EINEN ZWISCHENSTOPP IN INCHEON
Bei einem Zwischenstopp in Südkorea wäre es natürlich eine offensichtliche Lösung, die Zeit in der Hauptstadt Seoul zu verbringen. Allerdings sind das immerhin 1,5 Stunden Fahrt von Incheon Airport, und nicht jeder verbringt gerne so eine kurze Zeit in einer riesigen 10-Millionen-Metropole.
In diesem Artikel zeige ich Dir 4 Orte, die ich bei meinem Zwischenstopp in Incheon besucht habe. Ohne Dich weit vom Flughafen wegzubewegen, kannst Du dort verschiedene Facetten Südkoreas kennenlernen.
- Du hast nur wenige Stunden Zeit? Dann ab in die Paradise City.
- Du möchtest einen Tag in der Natur verbringen? Heuere ein Taxi für Rundfahrt auf Ganghwa Island an.
- Ein bisschen Big City Life im K-Style, aber ohne den Trubel einer Millionenstadt? Dann bist du in Songdo richtig.
- Kleinstadtleben und gutes Essen? Das findest Du in Incheons Chinatown.
Paradise City: Luxushotel meets Kunstgalerie
Direkt gegenüber vom Flughafen Incheon wurde 2017 ein Ort der Superlative eröffnet: das Paradise City bezeichnet sich selbst als “Art-tainment Resort” und ist eine abgefahrene Mischung aus Luxushotel, Vergnügungspark und Kunstgalerie.
Anstatt also bei einem Zwischenstopp in Incheon Zeit im Flughafen totzuschlagen, hüpf lieber in den Shuttle Bus und spaziere durch das Paradise City Hotelgelände. Bewundere die futuristische Architektur und Skulpturen von Weltstars wie Damien Hirst und Kusama Yayoi – und das alles kostenlos!
Falls Du ein bisschen mehr Zeit hast, kannst Du auch im dortigen CIMER Jjimjil Spa entspannen und koreanische Badehauskultur in schicker Atmosphäre erleben (ab 25.000 Won/19€ für 4 Stunden).
Ganghwa-do: Kultur, Natur & Tempel
Wusstest Du, dass zu Südkorea über 3000 Inseln gehören? Eine davon ist Ganghwa-do (강화도) und befindet sich nur 20 Kilometer nördlich des Flughafens Incheon im Gelben Meer vor Koreas Westküste.
Alleine für den paradiesisch gelegenen Jeondeungsa Tempel (Eintritt: 3.000 Won) mit seinen wunderschönen bunten Schnitzereien lohnt sich die Fahrt nach Ganghwa Island. Geschützt von einer Bergfestung finden koreanische Buddhisten hier den idealen Ort zum Meditieren – denn nach ihrem Glauben kann jeder Mensch Erleuchtung finden und selbst ein Buddha werden. Eine Übernachtung im Tempel ist nach vorheriger Anmeldung auf der Webseite möglich (50-80.000 Won).
Generell hat mich die fast schon tropisch anmutende grüne Vegetation auf Ganghwa-do wahnsinnig beeindruckt. Zum ohrenbetäubenden Brummen der Zikaden wanderten wir durch uppige Pinienhaine, Reis- und Ginseng-Felder.
Im Ganghwa Ginseng Center (강화 인삼센터) kannst Du die begehrten Wurzeln, die in der traditionellen asiatischen Medizin zur Stärkung des Immunsystem genutzt werden, frisch oder im Konservenglas kaufen. Der Ginseng aus Ganghwa-do gilt als besonders hochwertig, da er 6 Jahre wächst, bevor er geerntet wird. Deswegen kostet ein großes Konservenglas hier bis zu 200 Dollar.
Auch ein Abstecher in die Hauptstadt der Insel, Ganghwa-eup, lohnt sich. Auf keinen Fall verpassen solltet ihr dort die ehemalige Textilfabrik Joyangbangjik (조양방직) aus dem Jahr 1933, die zu einem futuristischen Hipster-Café umfunktioniert wurde. Neben ausgezeichneten koreanischen Tee- und Kaffeekreationen findet ihr hier an jeder Ecke schrullige Antiquitäten.
Noch eine kuriose Sehenswürdigkeit in Ganghwa-eup ist die Ganghwa Anglican Church aus dem Jahr 1900: von außen verrät nur das kleine Holzkreuz auf dem Dachgiebel, dass es sich hier nicht um einen buddhistischen Tempel, sondern um ein christliches Gotteshaus handelt.
Mehr Sehenswürdigkeiten auf Ganghwa Island:
- Hwamunseok Cultural Center (강화화문석문화관): Im Ausstellungsraum im ersten Stock kannst Du traditionelle Hwamunseok (Flechtmatten aus Zyperngras) mit Blumen- , Tier- und Landschaftsmotiven bewundern.
- Ganghwa Peace Observatory: Von Ganghwa Island sind es nicht einmal mehr 3 Kilometer bis Nordkorea. Vom Peace Observatory man kann tatsächlich ins Nachbarland lugen.
Songdo City: Ein Stück NYC in Südkorea
Die imposante, 12 Kilometer lange Incheon-Brücke verbindet den Flughafen Incheon mit Songdo City (송도신도시). Die Planstadt wurde vor knapp 20 Jahren auf einem Sumpfgebiet im Gelben Meer angelegt und soll bald von 250.000 Menschen bewohnt werden.
Am Reißbrett haben sich die Architekten von Songdo an großen Metropolen wie New York City und Venedig orientiert. So bedeckt der Central Park fast zehn Prozent der Gesamtfläche von Songdo. Er wird durchzogen von einem Meerwasserkanal und beherbergt einige coole Skulpturen und Kunstwerke, wie die neo-futuristische “Tri-Bowl”.
Nur wenige Meter vom Kanal wurden im Songdo Hanok Village (송도한옥마을) Häuser in traditioneller koreanischer Bauweise errichtet. Seit neuestem erleben die Hanok Villages einen Hype, da sich immer mehr Koreaner wieder auf die eigene Tradition berufen.
In einem der Hanoks befindet sich das Restaurant Hanyang (한양). Dort kannst Du (sehr preisgünstig!) die typische koreanische Spezialität Bulgogi probieren: auf einem speziellen im Tisch eingelassenen Grill wird hauchdünnes, mariniertes Rinderfleisch gekocht. Dazu werden in kleinen Schälchen Kimchi, Spinat-Sesam-Salat, Klebreis oder Süßkartoffelnudeln serviert.
Weitere Tipps für Songdo City:
- G-Tower (G타워): Bestaune die Skyline und den Central Park von Songdo vom 33. Stockwerk des G-Towers – und das komplett kostenlos!
- Hyundai Premium Outlet: An Regentagen kannst Du Dich in den Malls unter die Einheimischen mischen. Neben den üblichen Designermarken gibt viele interessante (und überraschend günstige!) koreanische Läden, dazu superleckere Kaffee- und Teestände.
- Nachtleben: Im Lokal Chi Mc kannst Du den Abend typisch koreanisch mit Chicken Wings und Bier (Chimaek 치맥) einläuten, bevor es in eine Karaokebar geht (40.000 Won/30€ im Privatraum für 1 Stunde).
- Unterkunft: Falls Du eine Nacht in Südkorea verbringen musst, empfehle ich Dir das Holiday Inn Incheon Songdo (ca. 76€ im DZ). Es befindet sich nur 20 Minuten vom Flughafen, und Du kannst einen Busshuttle für 7.000 Won bestellen (5€).
Incheon: Koreas einzige Chinatown
Eine weitere Möglichkeit für Deinen Zwischenstopp in Incheon Airport wäre natürlich auch ein Besuch in der gleichnamigen nahen Stadt Incheon auf dem Festland. Zwar warten hier keine Top-Attraktionen auf Dich, aber Du hast die Möglichkeit, am Leben einer ganz normalen koreanischen Stadt teilzunehmen.
Für Sightseeing eignet sich am ehesten noch der Hafendistrikt. Dort befindet sich die einzige offizielle Chinatown in Korea, die schon seit über 130 Jahren besteht. Da bei unserem Besuch in wenigen Stunden der Typhoon Lingling angekündigt war, war die Chinatown leider wie leergefegt, aber ich kann mir vorstellen, dass es besonders abends hier Spaß machen muss auszugehen.
Da die Restaurants in Chinatown leider zu hatten, haben wir stattdessen im kleinen, aber feinen überdachten Sinpo International Market (신포국제시장) den Hunger gestillt. Sehr interessant sah auch die Incheon Art Platform (인천아트플랫) aus, wo regelmäßig Ausstellungen und Konzerte stattfinden.
Mehr nützliche Tipps für einen Kurzbesuch in Südkorea:
- Geld: Man kann in Südkorea so gut wie überall mit Karte zahlen. Wenn Du nicht gerade vor hast, auf Märkte zu gehen, brauchst Du für einen kurzen Aufenthalt kein Geld abheben.
- Orientierung: Außer Straßennamen ist in Südkorea nicht viel auf Englisch angeschrieben, und sogar in GoogleMaps sind viele Orte nicht auffindbar. Für einen längeren Aufenthalt in Korea solltest Du Dir die App Kakao Map oder Naver besorgen.
- Taxis: Die koreanische Version von UBER ist Kakao T.
- Nordkorea: Das Thema ist nicht tabu, aber sollte mit Bedacht angesprochen werden, da 10 Millionen Familien bis heute getrennt sind.
Offenlegung: Vielen Dank an Korea Tourismus und Vietnam Airlines für die Einladung zur Recherchereise nach Incheon!