“Ich und Surfen? Nie im Leben!” dachte ich noch vor gerade mal einem Jahr. Damals war ich zufällig am berühmten Surferstrand El Tunco in El Salvador gelandet und wehrte ich mich mit Händen und Füßen gegen die Surfstunden, die mir an jeder Ecke angeboten wurden. Nicht nur fühlte ich mich dafür zu unsportlich, sondern auch irgendwie deplaziert zwischen all den ultracoolen Surfertypen.
Ein halbes Jahr später bekam ich eine Einladung zu einem einwöchigem Kurs beim Planet Surfcamp auf Fuerteventura. Nach langem hin- und herüberlegen habe ich mir doch einen Ruck gegeben, das mit dem Surfen einmal auszusprobieren, und ein Kanarenurlaub im Februar ist schließlich nie verkehrt – auf nach Corralejo!
Als ich ankam, staunte ich gleich nicht schlecht: das Surfhaus ist in einer schicken weißen Villa mit Pool untergebracht. Gleich daneben ist ein Supermarkt, ein Bankomat und die Bushaltestelle. Zum Strand kommt man auch in 5 Minuten. Lage: Top!
Dadurch, dass die Bewohner mindenstens eine oder gar mehrere Woche bleiben, herrscht im Surfhaus eine besonders nette Atmosphäre, viel heimeliger als man es sonst in Hostels kennt. Es wird zusammen gekocht und es gibt Grillpartys und Filmabende.
Ich war ehrlichgesagt überrascht, wie sauber und ordentlich das Surfhaus war – die Praktikanten Nina, Nicho und Ania hatten die Organisation perfekt im Griff. Im Surfhaus wird in 4-er und 6-er Dorms geschlafen, aber gegen Aufpreis kann man sich natürlich auch in privaten Apartments unterbringen lassen.
Apropos Preis: Eine Woche im Planetsurf Surfcamp Fuerteventura mit 5 x 4 Stunden Surfunterricht (Montag bis Freitag), komplettem Surf-Equipment und Unterkunft im Surfhaus kostet 249 Euro. Das ist ist günstiger, als die Unterkunft und die Surfstunden getrennt zu organisieren.
Am nächsten Tag steht die erste Surfstunde an. Jeden Tag entscheiden die Surflehrer Marco und Stefan auf Grundlage von Wetter, Wellengang und Gezeiten, um wie viel Uhr es an welchen Strand gehen soll.
Wir fahren also um 9 Uhr früh mit dem firmeneigenen Van zur Playa Blanca bei Puerto del Rosario. Auf dem Weg denke ich an die Surfhaus-Bewohnerinnen, die mir ihre aufgeschnittenen Füße und Platzwunden gezeigt haben. Surfen ist definitiv nicht ungefährlich – worauf lasse ich mich hier nur ein?
Wir tragen die Surfboards an den Strand und machen zunächst Lauf-, Dehn- und Balanceübungen zum Aufwärmen. Dann nimmt Marco mich als Beginnerin zur Seite und erklärt mir an Land die Basics. Heute geht es nur darum, auf dem Surfbrett liegend ein Gefühl für Balance und die Wellen zu bekommen. Durch das gute whitewash (auslaufende, bereits gebrochene Wellen) ist Fuerteventura für Surf-Anfänger übrigens besonders gut geeignet.
Die ersten Versuche laufen gar nicht so schlecht, und das Surfen macht von der ersten Sekunde an irrsinnig Spaß, auch wenn ich noch nicht mal auf dem Board stehen kann. Ich bin allerdings auch überrascht, wie anstrengend es alleine schon ist, das Board herumzuschleppen und damit immer und immer wieder bei diesem starken Wind ins Wasser zu gehen, ohne dabei über die leash (das Knöchelband) zu fallen oder halb vom Surfbrett erschlagen zu werden. Die starken Strömungen erschweren das Warten auf eine gute Welle zusätzlich.
Nach zwei Stunden im Wasser bin ich dann auch mit meinen Kräfte am Ende, meine Haare sind zerstrubbelt und mein ganzes Gesichts brennt vom Salzwasser der starken Sonne. Aber es fühlt sich gut an, sich schon am Vormittag so ausgepowert zu haben und den restlichen Tag mit gutem Gewissen relaxen oder das schöne Fuerteventura erkunden zu können.
Am zweiten Surftag erklärt Marco mir den take-off, also wie man von der liegenden Position auf dem Board zum Stehen kommt. An Land klingt das noch einigermaßen machbar, aber ich habe zu viele Probleme mit der Balance und Koordination, um das auch im Wasser zu meistern.
Obwohl ich bis zur vierten und letzten Surfstunde keinen anständigen take-off hinbekommen habe und gefühlt hundertausendmal vom Board gefallen bin, wurden Marco und Stefan nie müde mich zu motivieren und mir immer wieder die Technik an Land zu erklären. Für so eine Engelsgeduld mit der vielleicht untalentiersten Schülerin ihrer Karriere muss ich den Beiden wirklich meinen Respekt aussprechen!
Als an einem Tag das Wetter nicht so optimal war, zeigte sich das große Verantwortungsbewusstsein der Surflehrer. Obwohl diese Zeit für die beiden “verloren” ist, blieben wir über eine Stunde lang im Van sitzen, um die Wellen zu beobachten. Erst als die Lage absolut sicher war, durfen wir ins Wasser. Oft haben Marco und Stefan auch andere Surfer gewarnt, die nicht zu unserer Gruppe gehörten, wenn sie zum Beispiel zu weit abdrifteten. Dafür Daumen hoch!
Auch wenn ich mich nicht als Surftalent erwiesen habe, hat die Woche im Planet Surfcamp Fuerteventura auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht. Besser kann man Sport und Urlaub kaum verbinden – außer dem Surfen gibt es auf Fuerteventura nämlich noch sehr viele schöne Ecken zu entdecken. Welche Spots ich auf Fuerteventura erkundet habe (sogar ohne Mietwagen!), kannst Du hier nachlesen:
Fuerteventura auf eigene Faust: Meine 11 Lieblingsspots
Offenlegung: Vielen Dank an Planet SurfCamp für die Einladung!