Kaum ein anderes Reiseland löst so viel Neugierde und Faszination aus wie der Iran. Die atemberaubend schöne islamisch-persische Architektur beschwört Träume aus 1001 Nacht hervor – gleichzeitig wirkt das islamische Scharia-Land geheimnisvoll, undurchschaubar und fast unheimlich.
Doch seit der zunehmenden politischen Öffnung und der Einführung des Visa-On-Arrival wagen sich immer mehr Urlauber in die islamische Republik, um sich ihr eigenes Bild zu verschaffen – und sie sind begeistert: ein regelrechter Iran-Hype wurde losgetreten, ein Besucherrekord jagt den nächsten.
Backpacking im Iran: Warum lohnt es sich?
Das riesengroße Interesse am Iran ist nicht verwunderlich, denn gerade für Reisende mit einem Faible für ungewöhnlichen Reiseziele ist Backpacking im Iran ein Traum, wie ich auf meiner eigenen 5-wöchigen Solo-Reise durch den Iran erleben durfte:
- Der Iran ist vielseitig: er bietet Wüsten, Berge, Teeplantagen, zwei Meere, Inseln, eine Millionenmetropole, antike Ruinen, Pilgerstädte und so viel mehr!
- Das Reisen im Iran ist einfach: es gibt ein verlässliches Bus- bzw. Zugnetz, vertrauenswürdige Touranbieter und immer mehr schöne Unterkünfte.
- Der Iran ist ein sehr sicheres Reiseland: die Kriminalitätsrate ist extrem gering und es besteht kaum ein größere Terrorgefahr als in Europa.
- Zur Zeit ist das Reisen im Iran außerdem günstig – als Backpacker kommt man mit 1.000.000 Rial (30 Euro) pro Tag für Unterkunft, Essen, Transport und Aktivitäten gut zurecht.
- Das tollste an einer Iran-Reise sind und bleiben aber die Menschen: Iraner lieben ausländische Touristen und sind unglaublich gastfreundlich. Fremde zum Essen und Schlafen zu sich nach Hause einzuladen ist im Iran noch gang und gäbe. Lies mehr über meine Couchsurfing-Erfahrungen im Iran und Vier Geschichten über die Liebe im Iran.
Klingt gut? Dann lies weiter, denn in diesem Artikel habe ich für Dich alle wichtigen und aktuellen Informationen zusammengestellt, die Du für die Planung Deiner Iran-Reise benötigst.
Backpacking im Iran: Alles Wichtige zur Reiseplanung
Beste Reisezeit für Iran
Den unangenehm heißen Sommer und den eisigen Winter sollte man möglichst vermeiden. Die beste Reisezeit ist also März bis Juni und September bis November.
Da die Landschaften im Iran so unterschiedlichen sind, variiert das Klima extrem: während man an einem Novembertag in Tabriz im kühlen Nordwesten bei -5 Grad bibbert, herrschen zeitgleich am Persisch Golf angenehme +25 Grad. Pack Deine Kleidung also entsprechend, je nachdem, welche Regionen Du besuchen möchtest.
Bei der Planung deiner Reise solltest Du außerdem diese Feiertage beachten: das persische Neujahrsfest Nowruz (ca. 20.-30. März), die Fastenzeit Ramazan (nächster Termin: 23. April – 23. Mai 2020) und das zehntägige schiitische Trauerfest Aschura (nächster Termin: 10. September 2019).
Empfohlene Reiseführer für Iran
Ich selbst war mit dem englischen Lonely Planet Iran unterwegs. Er hält alle Wichtigen Infos zum unabhängigen Reisen im Iran bereit.
Wer eine deutschsprachige Alternative sucht, kann auf Reise-Know-How oder den Trescher Verlag zurückgreifen.
Günstige Flüge in den Iran
Sehr günstige Flüge in die iranische Hauptstadt Teheran (IKA) mit Umstieg in Istanbul gibt es bei der türkischen Budget-Airline Pegasus ab 180 Euro return. 20 Kilogramm Freigepäck sind inkludiert, Essen und Trinken gibt es an Bord aber nur gegen Aufpreis.
Mehr Komfort und Service gibt es bei der ausgezeichneten Turkish Airlines ab 300 Euro. Lufthansa bietet Direktflüge von München und Frankfurt ab 450 Euro. Die iranische Nationalairline IranAir konnte dank der aufgehobenen Sanktionen endlich ihre Flotte mit nagelneuen Airbussen erneuern und bietet seit 2017 Direktflüge von Frankfurt, Köln und Hamburg nach Teheran ab günstigen 300 Euro an.
Visum für Iran
Ein Iran-Visum zu bekommen ist heutzutage so einfach wie noch nie. Das 30-tägige Visa-On-Arrival wird EU-Bürgern mittlerweile problemlos am Flughafen Teheran (IKA) erteilt. Alles, was Du benötigst, ist:
- einen Reisepass, der noch mindesten 6 Monate lang gültig ist und keinen Israel-Stempel enthält,
- 75 Euro in bar,
- eine Hotel-Reservierung inkl. Adresse (1 Nacht reicht),
- einen schriftlichen Nachweis deiner Auslands-Krankenversicherung (z.B. von HanseMerkur für 17 Euro*), auf Englisch und mit expliziter Erwähnung von “Iran” (nicht “worldwide”),
- auch wenn mittlerweile Dein Foto direkt vom Pass abgescannt wird, würde ich als Backup zwei biometrische Passfotos mitbringen (Kopftuch bei Frauen nicht nötig),
Unterkünfte im Iran
Auf den gängigen Online-Buchungsportalen wie Booking.com oder AirBnB gibt es zur Zeit keinerlei Angebote für den Iran.
Gute Ressourcen und eine Liste der besten Unterkünfte für Backpacker findest Du im Spezialartikel:
Unterkünfte im Iran: Die besten Gästehäuser und Hostels für Backpacker
Reiserouten zum Backpacking im Iran
Im Folgenden stelle ich dir drei mögliche Reiserouten mit Start- und Endpunkt Teheran vor, die allesamt mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Bus, Zug, Sammeltaxi) leicht durchzuführen sind:
Route 1: Die klassische Iran-Rundreise
Route: Kashan – Isfahan – Shiraz – Yazd – Teheran
Zeitraum: 10-14 Tage
Schon 10-14 Tage Urlaub reichen für das “Best of Iran”: vom Flughafen Teheran (IKA) fährst Du am besten direkt für eine Nacht in das Schmuckstück Kashan, wo Du prächtige orientalische Herrenhäuser bewundern kannst.
Das zauberhafte Moscheen-Ensemble von Isfahan macht den Naqsh-e Jahan zu einem der schönsten Plätze der Welt. Nimm dir mindestens zwei Tage, um die vielen Paläste, Gärten und Brücken zu besuchen und die Atmosphäre zu genießen.
Nach einer langen Busfahrt gelangst Du nach Shiraz, einer Stadt, die vor allem für die Mausoleen der großen persischen Dichter Hafez und Saadi bekannt ist. Interessanter für Touristen sind der schöne Vakil-Basar und ein Taxi-Tagesausflug zu den großartigen antiken Ruinen von Persepolis und Naqsh-e Rostam.
Das letztes Highlight der Reise ist die Wüstenstadt Yazd. Das Stadtbild ist geprägt von Windtürmen, Lehmziegelbauten und prächtigen hellblauen Moscheen. Unweit von Yazd gibt es außerdem Schweigetürme und Tempel der altpersischen Feuer-Religion von Zarathustra. Ein komfortabler Zug bringt Dich zurück nach Teheran.
Wenn Du jetzt noch Zeit übrig hast, kannst Du vor Deinem Rückflug in das moderne Herz des Iran eintauchen. In der Millionen-Metropole Teheran gibt es eine große Auswahl an Sehenswürdigkeiten: den Golestan-Palast, Museen, den Großen Basar, und das nahe Alborz-Gebirge, dem die Stadt zu Füßen liegt – sogar Skifahren ist möglich, wie ich selbst ausprobiert habe!
Ausführliche Reisetipps zur Klassischen Route findest Du im Artikel:
Iran Highlights: Die perfekte Rundreise für 2 Wochen
Route 2: Iran für Abenteurer
Route: Kashan – Isfahan – Shiraz – Bander Abbas – Qeshm Island – Bam – Kerman – Yazd – Garmeh – Teheran
Zeitraum: 20 Tage
Abenteurer mit mehr Urlaubstagen können die klassische Reiseroute um einen Schlenker in den Süden erweitern: lerne auf der bizarr-schönen Qeshm Island und in der Hafenstadt Bandar Abbas die Bandari-Kultur kennen, bewundere die Lehmfestung von Bam bei Kerman und chille in der Oase von Garmeh.
Route 3: Der grüne Nordwesten
Route: Teheran – Tabriz – Jolfa – Ardabil – Rasht – Qazvin – Teheran
Zeitraum: 10 Tage
Wer sich die vollen 30 Tage gönnt – das Maximum, was das Iran-Visum ohne Verlängerung hergibt – kann sich zusätzlich die grünen Provinzen Aserbaidschan und Gilan ansehen: den schönsten iranischen Basar in Tabriz, das Aras-Tal und das armenische Kloster in Jolfa, die heißen Quellen von Ardabil, Burgen und Teeplantagen bei Rasht und das Alamut-Gebirge bei Qazvin.
Alle Details und Reisetipps für Nordwest-Iran findest Du hier:
Nordwest Iran: Burgen, Berge und Teeplantagen
Meine Buchempfehlungen zum Iran
- Couchsurfing im Iran: Meine Reise hinter verschlossene Türen
- Das verlorene Kopftuch: Eine Deutsche alleine im Iran
- Highlights Iran: ein fabelhafter Bildband und Reiseführer