Fünf Wochen lang bin ich im Sommer 2014 alleine als Backpackerin durch den Balkan getingelt, als ich auf dem Landweg von München nach Istanbul unterwegs war. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir dabei die Landschaften von Montenegro, einem kleinen Juwel an der Adria, das im Westen als Reiseziel noch weitgehend unbekannt ist.
Der winzige Balkanstaat südlich von Bosnien ist nicht einmal so groß wie Oberbayern, und doch bietet er unzählige Naturschätze: den südlichsten Fjord Europas, feine Kiesstrände, türkisfarbenes Meer und schroffe Hochgebirge.
In diesem Artikel habe ich für Dich alles Wissenswerte für eine Reise nach Montenegro zusammengefasst und werde Dir die 10 schönsten Orte Montenegros vorstellen.
Schon gewusst?
- Montenegro ist erst seit 2006 unabhängig von Serbien.
- Obwohl das Land nicht zur EU gehört, ist der Euro die Landeswährung.
- Europäer benötigen kein Visum zur Einreise nach Montenegro – der Personalausweis genügt für Reisen unter 30 Tagen.
MEINE MONTENEGRO HIGHLIGHTS
Kotor
Die schnuckelige Hafenstadt Kotor ist nicht ohne Grund das Aushängeschild des Tourismus in Montenegro. Umrahmt von dramatisch hohen Bergketten liegt sie wie ein Juwel in den Fjorden der Kotor-Bucht und wartet mit einer wunderschönen UNESCO-geschützten Altstadt auf.
Kreuzfahrtschiffe spülen im Hochsommer tagsüber hunderte Menschen in die Altstadt, deswegen ist die Stimmung in den ruhigen Morgen- und Abendstunden umso schöner. Für tolle Fotos lohnt sich der beschwerliche Aufstieg über 1350 Stufen zur alten Festung auf dem Hl. Ivan-Berg
Für Urlauber ohne eigenes Auto ist Kotor die beste Basis in Montenegro, denn von hier aus werden Touren in das ganze Land angeboten. Das legendäre Old Town Hostel bietet beispielsweise eine tolle “Big Montenegro Tour” an, in der du an einem Tag ein paar Highlights des Landes kennenlernen kannst (siehe Punkt 3 und 4) – und das für nur 39 Euro pro Person!
Perast
Wenn Dir der Trubel in Kotor doch mal zu viel ist, kannst Du mit dem Minibus einen Ausflug in das zehn Kilometer entfernte Dorf Perast unternehmen. In diesem verschlafenen Örtchen am nördlichen Ende der Kotor-Bucht findest Du einige nette Cafés und einen kleinen Strand mit Beach-Bar.
Für kleines Geld können außerdem Bootsausflüge zu den beiden vorgelagerten Inseln St. Georg und St. Marien auf dem Felsen unternommen werden.
Lovćen Nationalpark
Eingepfercht zwischen der Bucht von Kotor und der Adriaküste befindet sich das Lovcén-Gebirge. Da es dorthin keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt, habe ich es im Rahmen der oben erwähnten “Big Montengro Tour” besucht.
Die Tour beginnt zunächst mit einer Fahrt durch die 25 schwindelerregende Haarnadelkurven der alten Serpentinenstraße von Kotor nach Cetinje. Am Ende erwartet Dich ein grandioser Aussichtspunkt, von dem Du den einmaligen Postkartenblick auf die Bucht von Kotor erhältst.
Nach einer knappen Stunde weiter bergauf erreicht man den Lovćen Nationalpark. Über etwa 500 Stufen hievt man sich vom Parkplatz zum Jezerski-Gipfel auf 1657 Metern Höhe. Hier hat sich der große Führer und Dichter Petar Njegoš ein Mausoleum errichten lassen, das für die Montenegriner eine wichtige Pilgerstätte ist.
Die 3 Euro Eintritt für das Mausoleum lohnen sich alleine schon, um zur spektakulären Aussichtsplattform zu gelangen. Es bietet sich ein einmaliger Ausblick auf die Kotor-Bucht und das Gebirge – laut den Einheimischen reicht der Blick bei guter Sicht sogar über das ganze Land!
Skadar-See
Ein weiterer Programmpunkt der Tour sind die wunderschönen Hügellandschaften des Skadar-Sees kurz vor Pogorica. Als größter See Südosteuropas liegt er zu einem Drittel im benachbarten Albanien.
An einer besonders dramatischen Stelle, etwas östlich des idyllischen Dörfchens Rijeka Crnojevića, mäandert sich ein Ausläufer des Sees in Hufeisenform um die sanften Hügel und gibt den Blick auf die hinter ihm liegende Seenlandschaft frei.
Das Örtchen Rijeka Crnojevića selbst ist für seine schöne Architektur bekannt, die teilweise noch aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammt. Das Wahrzeichen ist jedoch die Alte Brücke (Stari most), die vom Prinz Danilo Petrović-Njegoš im Jahr 1853 errichtet wurde. Bootstouren zum Skadar-See sind von hier aus möglich.
Kloster Ostrog
Das spektakuläre Kloster Ostrog wurde in eine senkrechte Felswand in 900 Metern Höhe gebaut. Es ist das bedeutendste Kloster der serbisch-orthodoxen Kirche und befindet sich auf halbem Weg zwischen Podgorica und Nikšić.
In einem Schrein werden die mumifizierten Überreste des Heiligen Vasilije aufbewahrt, der das Kloster 1665 errichten ließ. Tausende Gläubige pilgern deshalb jedes Jahr zur Höhlenkirche und legen den 3 Kilometer langen Aufstieg sogar barfuß zurück.
Aus Respekt vor den Pilgern – einige brechen beim Anblick des Schreins in Tränen aus – sollten Touristen möglichst zurückhaltend auftreten und sich angemessen kleiden. Leider gibt es keine öffentlichen Verkehrsmittel zum Kloster Ostrog, doch es werden zahlreiche Touren von Kotor bzw. von der Küste aus angeboten.
Durmitor Nationalpark und Tara-Schlucht
Nun gelangen wir zu meinem absoluten Lieblingsort in Montengro, ja sogar im ganzen Balkan: der Durmitor Nationalpark im nördlichen montengrinischen Bergland ist seit 1980 UNESCO-Weltnaturerbe und gilt als einer der schönsten Nationalparks Europas.
Um die Gegend voll auszukosten, quartiert man sich am besten für ein paar Tage in einem netten Gästehaus im Dorf Žabljak ein. Minibusse von Podgorica verkehren stündlich, und es gibt sogar direkte Busverbindungen von Kotor (3 Stunden).
Nach etwa 20 Minuten Fußmarsch von Žabljak erreicht man den Eingang zum Nationalpark, wo sich ein ebenfalls ein wunderschöner Campingplatz befindet. Wenige Gehminuten nach dem Kassenhäuschen erreicht man den türkisblau funkelnde Crno Jezero See. Bei dessen Anblick hat es mir die Sprache verschlage, denn ein Gewässer, das übersetzt „Schwarzer See“ heißt, stellt man sich wahrlich anders vor!
Der Crno Jezero lässt sich auf einem leichten Spaziergang in etwa einer Stunde umrunden. Darüber hinaus gibt es viele gut ausgeschilderten Wanderwege zu weiteren Seen und Hochalmen im Nationalpark. Sehr gut gefallen hat mir die Wanderung zum Jablan-See.
Auch zur nahen Tara-Schlucht und der gleichnamigen spektakulären Brücke sollte man unbedingt einen Ausflug machen (Taxi ca. 10 Euro). Adrenalin-Junkies können dort auch an Rafting-Touren unternehmen.
Sveti Stefan
Nach so viel Aktiv-Urlaub in den Bergen geht es zurück zur wohlverdienten Erholung ans Meer. Ein sehr beliebter Fotostop ist das süße Inselstädtchen Sveti Stefan, etwa in der Mitte der montenegrinischen Küste. Der Zugang zur Insel ist heutzutage allerdings nur den superreichen, oft prominenten Gästen des dort ansässigen Luxus-Resorts vorbehalten.
Stari Bar
Ein weiterer lohnenswerter Stop auf der Küstenstraße ist die Ruinenstadt Stari Bar (“Alt-Bar”). Die Geschichte des Ortes reicht bis ins frühe Mittelalter zurück, als die Adriaküste unter byzantinischer Herrschaft stand. Große Teile der Altstadt sind schon seit dem Beschuss im osmanisch-montenegrinischen Krieg 1877 nur noch Ruinen.
Nachdem das Aquädukt durch das Erdbeben von 1979 zerstört wurde, verließen die Bewohner den Ort am Fuße des Rumija-Gebirges entgültig und errichteten an der Küste eine nagelneue Stadt, die nun den Namen Bar trägt. Die zurückgebliebene Festung von Stari Bar wurde mittlerweile teilweise renoviert und ist heute ein traumhaft schöner, mystischer (und überraschend wenig besuchter!) Ort mit steinernen Kirchen und überwucherten Gemäuern.
Ulcinj
Die letzte größere Stadt vor der albanischen Grenze ist Ulcinj (albanisch: Ulqin). Die Bevölkerung ist hier überwiegend muslimisch-albanisch und so hebt sich das Stadtbild aufgrund der eleganten Minarette deutlich vom restlichen Montenegro ab. Außerdem gibt es eine bezaubernde befestigte Altstadt.
Auch die Felsstrände nördlich der Stadt sind nicht zu verachten. Sehr gut gefallen hat mir zum Beispiel das entspannte Küstendorf Kruče, wo man auch im Hochsommer immer noch ein günstiges Plätzchen in einer Ferienwohnung mit Meerblick findet.
Velika Plaza & Ada Bojana
Südlich von Ulcinj erstreckt sich die weitläufige, 11 Kilometer lange Velika Plaža, einer der wenigen Sandstrände der Region, der im August sehr beliebt bei kosovo-albanischen Urlaubern ist.
An dessen Ende, direkt an der albanischen Grenze, liegt die paradiesische Flussinsel Ada Bojana, die allerdings ein FKK-Resort ist – man kann die Insel jedoch auch als Tagesgast besuchen und vermutlich stört es niemanden, wenn man Badeklamotten trägt! 😉
… und was ist mit Budva?
Ich persönlich hatte keine Lust, im August einen Ort zu besuchen, der als Ballermann für Serben und Russen gilt. Viele Leute schwärmen jedoch von der Altstadt Budvas. Ziemlich cool sollen auch die Konzerte und Musikfestivals am nahen Jaz Beach sein, vor allem das Sea Dance Festival.
BACKPACKING IN MONTENEGRO:
NÜTZLICHE INFOS
Wie komme ich nach Montenegro?
Mit Flugverbindungen nach Montenegro sieht es noch etwas mau aus. Die Hauptstadt Podgorica kann man nur von Memmingen (Wizzair, ab 20 Euro), Berlin (Ryanair, ab 40 Euro), Frankfurt oder Düsseldorf (Montenegro Airlines, ab 170 Euro) erreichen.
Eine Anreise über Flughäfen in Kroatien (Split, Dubrovnik) oder Bosnien (Sarajevo) könnte also die bessere Alternative sein. So kannst Du die Reise gleich zu einem kleinen Balkan-Trip ausbauen!
Lesetipp: So schön ist der Balkan! Meine Top 10 Balkan Highlights
Wie komme ich von A nach B?
Ich selbst war als Backpackerin in Montenegro ohne Mietwagen unterwegs. Minibusse steuern die wichtigsten Ortschaften des Landes an, wenn auch nicht immer sehr frequent. Zu manchen abgelegeneren Sehenswürdigkeiten – z.B. dem Ostrog Kloster, Lovcen oder Stari Bar – muss man jedoch eine Tour nehmen oder ein Taxi chartern. Trampen ist auch möglich, jedoch würde ich es alleinreisenden Frauen nur bedingt empfehlen.
Lesetipp: Alleine Reisen als Frau im Balkan (+ Tipps zum Couchsurfing und Trampen)
Viel bequemer ist es natürlich, einen Mietwagen zu nehmen – oder einfach gleich mit dem eigenen Auto anzureisen. Da ich dafür die falsche Ansprechpartnerin bin, verweise ich Dich hierbei auf Elisas Tipps einen Montenegro Roadtrip und Kerstins perfekten Dubrovnik & Montenegro Road Trip.